"Jeder Mensch will verstanden werden..."

Veröffentlicht am 12. Oktober 2025 um 20:19

 

So stand es vor Kurzem auf der Flipchart unserer Fortbildung im Kindergarten.

Es ging um Spracherwerb im Kindesalter und sprachliche Förderung der Kinder mit Migrationshintergrund.

 

Sprache, das sind  nicht nur durch die Stimmbänder erzeugte akustische Laute in einer Landessprache oder Dialekt, sondern viel mehr.

Sie beinhaltet:

Gesichtsausdruck, die Körperhaltung, Stimmlage, welche Worte gewählt werden, die Lautstärke...

All das ist ein komplexes Zusammenspiel und unterstreicht den Inhalt der Nachricht.

 

Viele kennen das 4 Ohren Modell von Friedemann Schulz von Thun. Er gliedert Aussagen in vier Botschaften:

Die Sachebene, die Appellebene, die Selbstoffenbarungsebene und die Beziehungsebene.

Dabei wird ebenfalls deutlich, dass Sprache viel mehr ist, als der rein sachliche Inhalt und,

dass das oft Wichtigste woanders liegt:

Sie spiegelt die Beziehung der Menschen, die miteinander kommunizieren.

 

Gehört werden ist Beziehung

 

Vor allem bei  der Arbeit mit Kindern, die nur schwer Deutsch verstehen ist der Beziehungsaspekt besonders wichtig. 

Oft verstehe ich, den verbalen oder sachlichen Inhalt eines Satzes nicht oder nicht gleich. Das sorgt schon mal für ordentlich Frust auf beiden Seiten, wenn ich vergeblich versuche herauszufinden, was das Kind mir sagen will und alle Deutungsversuche fehlschlagen.

Gerade auch, wenn die Zeit knapp ist und ich noch was anderes erledigen müsste.

Dann möchte ich schnell darüber hinweggehen und meine andere Arbeit weiterverfolgen. Dann bin ich gar nicht wirklich aufmerksam bei dem Kind, nehme es nicht wirklich wahr -höre ihm nicht wirklich zu.

Eine sehr unbefriedigende Situation ergibt sich daraus:  Jeder zieht sich zurück.

 

Ganz anders, wenn ich mir ernsthaft Zeit nehme für die Äußerungen, es ansehe, ihm Zeit lasse  alles auszudrücken, was es möchte, dranbleibe und ihm signalisiere "Ich bin da und mir ist wichtig zu hören, was du zu sagen hast."

Dann spielt es auch nicht so sehr die Rolle, was am Ende dabei herauskommt und ob ich es wirklich verstehe.

Alleine durch diese Haltung, dieses Zugewandt - Sein,  passiert ganz viel. Das Kind wird ermutigt mehr davon zu erzählen, was es gerade so beschäftigt. Ich nehme Anteil.

Und dann passiert es oft doch: Ich begreife, was es mir sagen will.

Wie schön, mitzuerleben, wie angenommen sich dann genau diese Kinder fühlen, wenn wir uns trotz Sprachbarriere "verstehen".

Es findet ein Kontakt statt, der die beste Basis ist für eine noch zu erlernende gemeinsame verbale Sprache.

Wir sind in einer guten Beziehung zueinander. 

Selbst, wenn ich es einmal nicht verstehe, tut das unserer Beziehung keinen Abbruch und wir gehen nach gutem Kontakt auseinander; bereit, es das nächste Mal wieder zu versuchen.

 

Gehört werden ist Voraussetzung

 

Wie wohltuend ist es also erst einmal GEHÖRT ZU WERDEN!

Dann ergibt sich ein Verstehen jenseits der verbalen Sprache und eine befriedigende Lösung - vielleicht auch jenseits der zu Erwartenden.

 

Und:

 

Wie geht es mir selbst damit?

Wo habe ich das Gefühl gehört zu werden? 

Wie steht es mit meinen Beziehungen? 

Werde ich wirklich gehört? Höre ich wirklich zu?

 

Auch und  vor allem:

 

Welche Beziehung pflege ich zu mir selbst?

Höre ich mich selbst wirklich? 

Vielleicht meinen verspannten Körper? Meinen (ruhelosen) Geist?

Meiner Suche nach Sinn? 

Meiner Angst/ Unsicherheit? Meinen wiederkehrenden Schwierigkeiten/ Problemen und allem damit Verbundenen?

Schenke ich mir die nötige Aufmerksamkeit, sodass ich mein Leben gut für mich gestalten kann?

 

 

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit, Ihre Beziehung zu sich selbst zu pflegen und aufmerksam zuzuhören.

 

 

 

 


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